Crocs, die Kunststoffschuhe in knallbunten Farben, haben sich längst ihren Platz in der Fashion-Welt erobert. Aber fragen Sie mal eine Gruppe von Schuh-Enthusiasten, was sie von Red Apple Crocs halten. Die Antworten werden höchstwahrscheinlich zwischen den Extremen Hass oder Liebe pendeln. Aber nicht nur in Fragen der Modetauglichkeit spalten die Schuhe mit den vielen Luftlöchern und dem Krokodil im Logo die Meinungen, auch ihre chemischen Inhaltsstoffe geben immer wieder Anlass zu Diskussionen.
Red Apple Crocs: Was ist das eigentlich?
Die Vorläufer der Crocs sind Holzpantinen mit offener oder geschlossener Ferse – das unbequeme Schuhwerk der bäuerlichen Bevölkerung. Bei der späteren Hippie-Variante wurden auf den Holzsohlen Schuhformen aus Leder befestigt, die hinten offen und mit einem Lederriemen versehen waren. Die heutigen Crocs sind aus wasserfestem, nicht porösem Kunststoff gefertigt, was die Schuhe hygienischer als andere Kunststoffschuhe macht, da sich Bakterien und Pilze nicht so leicht festsetzen können. Ihr antimikrobielles Harzmaterial wirkt zudem geruchshemmend. Dank des geschäumten Materials sind Corcs auch wahre Leichtgewichte auf den Füßen. Mit seinen rutsch- und abriebfesten Sohlen war das farbenfrohe Schuhwerk ursprünglich für Feuchträume und Boote gedacht.
Der Siegeszug der Crocs
Erstmals wurden die Crocs 2002 im Rahmen einer Bootsmesse präsentiert. Danach eroberten sie sich einen fixen Platz in der Kategorie praktisches Haushalts- und Büroschuhwerk, auch wenn sie nicht gerade für ihre Ästhetik gerühmt und geliebt wurden. Zeitweise wurde die Marke Opfer ihres eigenen Erfolgs, da manche Modelle so robust sind, dass sie praktisch ein Leben lang halten. Nicht gerade ein Asset in der Modewelt, die ständig neuen Trends hinterherhechelt. Aber das hat den Siegeszug der Crocs nie gebremst. Die abwischbare, rutschfeste Verarbeitung der Schuhe machte sie zu einer Anlaufstelle für Küchenarbeiter in der ganzen Welt und führte sogar zu einer kulinarischen Linie.
Das Unternehmen weiß, dass Crocs nicht das aufsehenerregendste Stück Design sind, aber sie sind mit Sicherheit zweckmäßig. Die Marke hat sich nie großartig bemüht, das coole Publikum anzusprechen. Das änderte sich 2016. In diesem Jahr zeigte Christopher Kane im Rahmen seiner Show auf der London Fashion Week eine Crocs-Kollaboration. Kane schmückte seine Crocs mit Fell und Edelsteinen und verkündete: „Crocs sind wohl die bequemsten Schuhe der Welt. Ich finde es toll, dass sie etwas unbeholfen wirken und von manchen als hässlich empfunden werden. Sie haben eine äußerst naive und kindliche Form, die ich mag, besonders, wenn sie am Fuß so richtig klobig aussehen. “ Das war der Wendepunkt für Crocs und erinnert uns daran, dass Hässlichkeit subjektiv ist.
2017 rückte dann Balenciagas Demna Gvasalia, der König der ironischen Mode und obskure Geschmacksmacher der Extraklasse, den bescheidenen Croc erneut ins Rampenlicht. Im klassischen Gvasalia-Stil fügte er eine 5-Zoll-Plateausohle hinzu und schmückte seine Crocs mit Balenciaga Jibbitz. Nachdem die Crocs High Fashion, Streetwear und Hip Hop gleichermaßen erobert haben, sind sie nun in der bizarren Position, das coolste uncoole Ding auf dem Fashion-Markt zu sein.
Potenzielle Gesundheitsgefährdung
Crocs werden immer wieder in Zusammenhang mit potenziell gesundheitsschädlichen Substanzen gebracht. Beispielsweise hat „Ökotest“ 2017 auch in Crocs, neben anderen Schadstoffen, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (kurz PAKs) nachgewiesen, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Zudem sind Lösungsmittel enthalten, die Hautreizungen und Allergien auslösen können. 2019 veröffentlichte das Unternehmen eine Stellungnahme, in der es betonte, dass Crocs den Verbraucherschutz ernst nehme und auf Tests verwies, die die Produkte gemäß den Sicherheitsnormen der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als unbedenklich einstuften.
Auf den Punkt gebracht bedeutet das, dass Crocs potenziell krebserregende PAKs enthalten, aber in Mengen, die von gewissen Institutionen als unbedenklich eingestuft werden. Echte Crocs sind nicht gerade billig, garantieren aber die Verwendung hochwertiger Kunststoffe, die gesundheitlich möglichst unbedenklich sein sollen. Seit einiger Zeit kooperiert das Unternehmen in Sachen Entwicklung und Fertigung des Materials mit der IARC und lässt sich dessen Unbedenklichkeit bescheinigen. Bei nachgemachten Schuhen kann dies keinesfalls garantiert werden. Oftmals enthalten diese zinnorganische Verbindungen, die in der Umwelt schwer abbaubar sind und im Verdacht stehen, das Immun- und Hormonsystem von Tieren und Menschen zu beeinträchtigen.
Red Apple Crocs: Darf es etwas bunter sein?
Die witzigen Red Apple Crocs in Tigertatzenform kommen aus Thailand. Vor allem Kinder lieben die witzigen, bunten Plastiktreter. Der Spaßfaktor ist garantiert, die gesundheitliche Unbedenklichkeit allerdings nicht. In diesem Punkt bleiben einige Fragen offen. Unklar ist beispeilsweise, aus welchen Kunststoff-Polymeren die Schuhe gefertigt sind, welche Färbemittel enthalten sind und in welchen Mengen in den Red Apple Crocs Weichmacher nachweisbar sind, für die in der EU strenge Grenzwerte gelten. Ebenfalls fraglich ist, ob über den Fußschweiß Chemikalien aufgenommen werden können, die den Hormonhaushalt beeinflussen. Wer überlegt, seine Kinder am Stand in Red Apple Crocs herumlaufen zu lassen, sollte folgende Punkte bedenken:
- Für ein paar Tage und zwischendurch getragen sind die Schuhe in Sachen Krebserregung und Beeinflussung des Hormonsystems wahrscheinlich vertretbar.
- Da die Red Apple Crocs hauptsächlich auf nackter Haut getragen werden, ist bei Kindern mit empfindlicher Haut eher davon abzuraten, da die in den Schuhe enthaltenen Chemikalien Hautreizungen verursachen können.
- Red Apple Crocs ständig barfuß als Hausschuhe zu tragen ist im Hinblick auf eine potenzielle Gesundheitsgefährdung eher nicht ratsam.
Unser Fazit
Red Apple Crocs sind praktisch, bequem, farbenfroh, unisex und unverwüstbar. Eines ist auch sicher, in einen anmutigen Schwan wird sich dieses hässliche Entlein wohl nie verwandeln. Neben dem Aspekt ihrer Fashion-Tauglichkeit stellt sich die Frage, welche gesundheitlichen Risken in Verbindung mit bedenklichen Kunststoffen und Chemikalien man bereit ist, einzugehen. Wer damit bewusst umgeht und auf Verarbeitung und Hersteller achtet, darf sich diesem Modetrend (oder dieser Modesünde) getrost hingeben und an den knalligen Farben und lustigen Anstecknadeln erfreuen.