Gelegentlich oder gar häufig klagen Betroffene über einen hohen Puls nach dem Essen. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Die Beschwerden können harmloser Natur sein. Sie können aber auch auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten. Grund genug, sich einmal näher mit diesem Thema zu befassen. Dazu ist es zunächst erforderlich, einige Begriffe und Wirkungszusammenhänge rund um dieses Thema darzustellen.
Der Puls bedeutet das Anschlagen der durch den Herzschlag weitergeleiteten Blutwelle an den Gefäßwänden, besonders der Schlagadern am inneren Handgelenk und an den Schläfen. Er beschreibt dabei die Zahl und die Intensität der vom Herz ausgesandten Impulse. Der sogenannte Pulsschlag wird pro Minute angegeben. Er spielt eine entscheidende Rolle für die Druckverhältnisse in den Blutgefäßen.
Hoher Puls nach dem Essen: Ist das gefährlich?
Ein erhöhter Puls bei Belastungen ist normal. Im Ruhezustand können verschiedene Gründe für einen überhöhten Blutdruck verantwortlich sein. Ebenso kann ein niedriger Puls auftreten. Bei einem niedrigen Puls beträgt die Pulsfrequenz bei Erwachsenen weniger als 60 Schläge pro Minuten. Trainierte Sportler weisen häufig eine Bradykardie auf, da sich ihr Herz den Trainingsbedingungen angepasst hat. Darüber hinaus können auch andere Ursachen wie Betablocker, Beruhigungsmittel oder Opiate können einen niedrigen Puls bewirken.
Bei einem gesunden Erwachsenen liegt der ideale Ruhepuls bei 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Der Blutdruck stellt die Kraft pro Fläche in einem Blutgefäß dar. Er ist vom Gefäßwiderstand sowie vom Herzzeitvolumen abhängig.
Herzzeitvolumen und Schlagvolumen
Das Herzzeitvolumen ist das Produkt aus Schlagvolumen und Puls. Unter dem Schlagvolumen ist die Menge an Blut zu verstehen, die pro Herzmuskelanspannung in die Blutbahn ausgestoßen wird (systolischer Blutdruck). Das sind durchschnittlich etwa 70 Milliliter. Der Blutdruck nimmt auf dem Weg über die Arterien, Kapillaren und Venen des Blutkreislaufs bis zum Wiedererreichen des Herzens kontinuierlich ab (diastolischer Blutdruck). Über die Blutbahn werden die Organ- und Muskelzellen mit den erforderlichen Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.
Mit dem Blutdruck ist üblicherweise der bestehende Druck in den größeren Arterien gemeint. In einem gesunden Körper funktioniert dieses geregelte System. Ein Blutdruck von 120 / 80 mm Hg (Millimeter Quecksilbersäule) gilt als normal. Jedoch kann sich der systolische Blutdruck altersbedingt verändern. Bei Senioren gelten Blutdruckwerte von 140 / 80-85 als normal. Der vorwärts gerichtete Bluttransport gibt Auskunft über die systolische Druckanstiegsgeschwindigkeit, den Herzrhythmus und die Wirksamkeit der Herzaktion sowie das Füllungsvolumen der Blutgefäße. Der Puls ist ein wichtiges Lebenszeichen.
Mögliche Ursachen für einen hohen Puls nach dem Essen
Außer dem Alter können weitere Faktoren den Puls beeinflussen. Dadurch kann es möglich sein, dass der Puls im Ruhezustand spürbar ansteigt. Als mögliche Gründe kommen hierfür in Betracht:
- Stress
- Erhöhtes Körpergewicht
- Übermäßiger Genuss von Genussmitteln wie Alkohol, Nikotin oder Koffein
- Extremwetter
- Hormonelle Veränderungen
- Tageszeit
- Infektionen, Fieber, Fehlfunktion der Schilddrüse und andere Erkrankungen
- Flüssigkeitsdefizit
- Essen
- Einnahme bestimmter Medikamente
- Umwelteinflüsse
Um sich zu vergewissern, ob der Pils zu hoch ist, kann dieser selbstständig für die Dauer einer Minute gemessen werden. Wahlweise kann die Mess-Zeit auch 30 oder 15 Sekunden dauern. Der Wert muss dann auf den Minutenwert umgerechnet werden. Die Methode zur Feststellung der Pulsfrequenz ist recht einfach.
Wie wird der Puls gemessen?
Der Puls kann durch Tasten oder elektronisch am Handgelenk und anderen Körperstellen gemessen werden. Manuell kann der Puls seitlich des Kehlkopfes am Hals oder an der Innenseite des Handgelenks auf Seite des Daumens ertastet werden. Im Ruhezustand ist bei einem Erwachsenen mittleren Alters nach dem Essen eine Pulsfrequenz von über 100 pro Minute ungewöhnlich und sollte hinterfragt werden. Es könnte sich dabei um einen Hinweis auf eine unentdeckte Erkrankung handeln.
Eine besondere Beachtung ist insbesondere dann angezeigt, wenn dieses Phänomen häufiger auftritt. Wichtig ist auch die sorgfältige, aufmerksame Feststellung von möglichen Begleitsymptomen. Dabei kann es sich um Nervosität, Übelkeit oder ein allgemeines Schwächegefühl sowie um Schwitzen oder Verdauungsprobleme handeln.
Auslöser von erhöhtem Puls nach dem Essen
Tritt ein erhöhter Puls beim Essen oder kurz danach auf, könnte der Auslöser eine übermäßige Insulinausschüttung sein. Der Grund hierfür könnte in der Frühphase einer Erkrankung an Typ-II-Diabetes liegen. Ebenso kann ein hoher Puls durch einen zu schnellen Nahrungstransport durch den Magen mit einer verfrühten Ankunft im Dünndarm führen. Dies führt zu einer ungewohnt schnellen, umfangreichen Aufnahme von Kohlenhydraten, wodurch eine übermäßige Insulinausschüttung erfolgt.
Der zu schnelle Nahrungstransport in den Dünndarm kann an der Nahrungszusammensetzung oder auch an Störungen des Magen-Darm-Trakts liegen. Diese Anzeichen für eine erhöhte Stoffwechselaktivität können auch durch eine Schilddrüsenüberfunktion verursacht werden. Allerdings besteht dabei kein notwendiger Zusammenhang mit dem Essen. Als Ursache für einen deutlich erhöhten Pulsschlag nach dem Essen kann auch das sogenannte Roemheld-Syndrom infrage kommen.
Dabei tritt durch bestimmte Speisen oder eine übermäßige Nahrungsaufnahme eine starke Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt auf. Dadurch wird Druck auf das Zwerchfell und ebenfalls auf das Herz ausgeübt. Ein erhöhter Puls und Herzrasen (Tachykardie) nach dem Essen könnte außerdem eine Folgeerscheinung einer Billroth-II-Operation sein. Bei dieser Operation wird ein Teil des Magens entfernt und der Dünndarm an den verbleibenden Magenstumpf angeschlossen.
Eine operative Verkleinerung des Magens aufgrund eines erheblichen Übergewichts kann ebenfalls den Puls nach dem Essen beschleunigen. Ebenso können Herz- und Gefäßerkrankungen wie die koronare Herzkrankheit oder Bluthochdruck den Grund für einen hohen Pulsschlag darstellen. Der nach dem Essen einsetzende Verdauungsprozess kann sich als Anstrengung für das Herz darstellen und Reaktionen verursachen.
Der Einfluss von Genussgiften ist nicht zu unterschätzen
Für einen beschleunigten Puls als Folge des Essens können auch bestimmte Lebensmittel sorgen. Insbesondere alkoholische Getränke, Nikotin oder starker Kaffee können diese Wirkung hinterlassen. Für bestimmte Herzmedikamente, die vor oder nach einem Essen eingenommen werden sollen, gilt das Gleiche. Tritt als Folge des Essens ein beklemmendes Herzrasen auf, kann sich daraus bei Wiederholungen eine Angststörung entwickeln. Der Betroffene bekommt aus gesteigerter Angst über erwartete Beschwerden beim Essen bereits aus diesem Grund Herzrasen.
Hoher Puls nach dem Essen: Behandlung und Vorbeugung
In schlimmen Fällen kann Herzrasen zur Bewusstlosigkeit und bis zum Kreislaufstillstand führen. Daher sollte bei erheblichen Beschwerden und Wiederholungsfällen ein Arzt konsultiert werden. Insbesondere bei diesen Anzeichen sollte dies unverzüglich geschehen:
- Die Tachykardie hält an
- Atemnot und Kurzatmigkeit
- Engegefühl in der Brust
- Ungewöhnliche Brustschmerzen
- Starke Angstgefühl
Sind bestehende Krankheiten oder erfolgte Operationen zu vermuten, sind die Beschwerden mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Bei anderen Ursachen erfolgt im Rahmen einer Diagnose zunächst einmal eine ausführliche Anamnese. Dabei werden mögliche Einflüsse durch Medikamente oder Vorerkrankungen besprochen und konkrete Beschwerden erörtert. Außerdem können zusätzliche Blutuntersuchungen zur Feststellung des Hämoglobinwerts sowie der Schilddrüsen- und Blutzuckerwerte durchgeführt werden.
Je nach Einzelfall und Ursache erfolgt eine körperliche Untersuchung mit dem Abhören der Herztöne. Bedarfsgerecht können zusätzlich Untersuchungen durch ein EKG, ein Langzeit-EKG oder Herzultraschall stattfinden. Bei einem gutartigen gelegentlichen Herzrasen sind im Regelfall keine therapeutischen Maßnahmen erforderlich.
Bereits kleinere Mahlzeiten können sich hilfreich auswirken
Einige Hinweise zur Ernährung könnten hilfreich sein. So sollten übermäßige Kalorienmengen durch die Einnahme von kleineren Mahlzeiten vermieden werden. Liegt der Grund für das Herzrasen in der Einnahme bestimmter Medikamente, sollten durch den Arzt Alternativen vorgeschlagen werden. Allgemeine Maßnahmen zur Förderung der Herzgesundheit können zur Verbesserung des Pulsschlages beitragen. Dazu zählen eine gesunde, ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Bewegung. Auf eine ausreichende Trinkmenge sollte geachtet werden. Genussgifte wie Alkohol oder Kaffee sollten gemieden oder deutlich reduziert werden werden.
Übergewicht und Stress nach Möglichkeit vermeiden
Da als Grund für die Beschwerden auch Übergewicht infrage kommt, lohnt sich eine Ernährungsumstellung. Ist der Auslöser des Herzklopfens psychisch bedingt, sind Beruhigungsmittel und Entspannungstechniken Erfolg versprechend. Eine erlernte Atemtechnik kann beim Auftreten erster Anzeichen von Herzrasen für eine Reduzierung der Beschwerden sorgen. Mehr Achtsamkeit und Ausgeglichenheit sowie die Vermeidung von Stress kann für einen ruhigeren Essensablauf ohne Beschwerden sorgen.