22. November 2024

Gesellschaftliche Instanzen und Glück: Einfluss auf das Leben

Um auf diese Frage eingehen zu können, müssen zwei Begriffe näher beleuchtet werden. Zum einen das Glück, das als glücklicher Moment oder positiver Dauerzustand von Wohlgefühl und positiven Empfindungen beschrieben werden kann.

Es kann dabei um die äußere Definition von Glück gehen, die wieder Einzug in viele philosophische und sozial-psychologische Diskussionen gehalten hat oder um das ganz individuelle Gefühl eines Menschen, das nur er empfinden, erleben und beschreiben kann.

Gesellschaftliche Instanzen: Können sie das Glück beeinflussen?

Die gesellschaftlichen Instanzen können zum Beispiel – gerade in der Kinderzeit – aus Familie und Verwandtenkreis bestehen. Später kommen Schule, die Gruppe der Gleichaltrigen und eventuell Freizeitgruppen, auch religiöser Natur, hinzu. Treten die Jugendlichen dann ins Berufsleben ein, spielen wieder andere Instanzen eine Rolle.

Das neue Umfeld besteht dann aus dem Arbeitsplatz mit Meister oder Vorgesetztem und anderen Arbeitskollegen. Im Freizeitbereich kommen Vereine oder politische Parteien hinzu. Wie viel Macht hat das Umfeld, einen Menschen glücklich oder unglücklich zu machen? Oder ist das innere Glücksgefühl unabhängig von solchen äußeren Faktoren?

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Die Frage aller Fragen: Was ist denn überhaupt das Glück?

Seit sie denken können, sind Menschen dem Glück und seiner Bedeutung auf der Spur.
Aus Studien lässt sich ablesen, dass Glück auf der einen Seite eine individuelle und private Dimension hat, dass auf der anderen Seite aber auch äußere Faktoren Einfluss auf Lebensqualität und Glücksgefühle nehmen können. Es ist ein ganzes Geflecht von Faktoren, die als Ursache für Wohlbefinden und Glück des Menschen abgesehen werden. Es reicht von seiner genetischen Grundausstattung bis zu den Faktoren auf der makrosozialen Ebene.

Ein Forschungsergebnis ist zu einem interessanten Schluss gekommen: Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Bruttosozialprodukt, dem eigenen Verdienst und dem Wohlbefinden. Das bedeutet, dass das Glück nicht größer wird, je mehr das Gehalt ansteigt. Einige Forscher haben errechnet, dass bei einem bestimmten Geldbetrag das Glücksgefühl stagniert. Geld allein macht eben nicht glücklich.

Welche Faktoren spielen eine Rolle?

Dafür gewinnen andere Faktoren an Bedeutung. Es sind dies Begriffe wie Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit, Selbstverwirklichung und soziale Beziehungen. In jedem einzelnen Begriff ist der Schlüssel zum Glück zu finden. Bedeutsam für die Definition von Glück ist auch ein neuer Terminus: der Flow. Im Flow sein meint, sich einer Tätigkeit vollkommen hinzugeben, in ihr vollständig aufzugehen, ohne von ihr überfordert zu sein. Zeit und Raum spielen im Flow keine Rolle mehr. Sie sind schlicht „vergessen“.

Solche Momente können sich beim Schach spielen, Ski fahren, Motorradfahren, beim Tauchen, Schwimmen oder Tanzen ergeben. Fast jeder Mensch hat einen Bereich in seinem Leben, in dem er seinen eigenen Flow erleben kann. Wenn verschiedenen gesellschaftliche Instanzen einen Beitrag zum Glücklich-Sein liefern wollen, könnten sie hier ansetzen und Situationen bereitstellen oder herbeiführen, die den Menschen in einen Flow versetzen.

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Welche gesellschaftlichen Instanzen haben Bedeutung für den Menschen?

In Kindheit und Jugend sind Elternhaus, Kindergarten, Schule und die Gruppe der Gleichaltrigen wichtige Stationen auf dem Weg der Sozialisation. Medien sind eine ständige Instanz der Bedeutung. Mit dem Älterwerden gewinnen Einflüsse von Kirche, Politik und Wirtschaft an Bedeutung; dazu kommt der fortlaufende Einfluss von Medien hinzu, die die Menschen von Kindheit an begleiten.

Sozialisation meint den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung im sozialen Kontext; man könnte auch von der Entwicklung des gesellschaftlichen Charakters sprechen. In der Sozialisation erwirbt der Mensch seine Verhaltensweisen, Werte und Normen, die für seine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wichtig sind. Dazu gehört auch, dass er seine Umwelt versteht und sein eigenes Leben gestalten kann.

Warum Sozialisation so essentiell ist

Sozialisation ist nicht auf Kindheit und Jugendjahre beschränkt, sondern ein Prozess, der ein Leben lang stattfindet. Persönlichkeitsentwicklung kann als Teil der Sozialisation verstanden werden. Die Persönlichkeit eines Menschen umfasst seine besonderen Merkmale und Eigenschaften, seine Einstellungen und seine Handlungskompetenzen.

Ferner lässt sich die Sozialisation untergliedern in die Soziabilisierung, die das erste Lebensjahr betrifft, die Enkulturation, die das Lernen von Sprache, Normen und Werten der umgebenden Gesellschaft und ihre Rituale und Zeremonien zum Inhalt hat und letztlich die Individuation, der Prozess der Entfaltung eigener Fähigkeiten und Anlagen und der Entwicklung von eigenen Haltungen und Anschauungen. Jeder Teil der Sozialisation wird von entsprechenden Instanzen begleitet. Lassen sich innerhalb dieser verschiedenen Instanzen Möglichkeiten finden, die zum subjektiven Glück des Einzelnen beisteuern können?

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Der Einfluss gesellschaftlicher Instanzen auf das Glück des einzelnen Individuums

„Ist Glück erlernbar“? Diese Frage haben sich bereits zahlreiche Glücksforscher gestellt und den Vorschlag gemacht, „Glück“ als Unterrichtsfach an den Schulen zu etablieren.
Wer als Forscher das Glück im Zusammenhang mit Lebensqualität empirisch beobachtet und analysiert, teilt sein Forschungsobjekt auf in objektive und subjektive Komponenten. Zu den objektiven Komponenten zählen das Lebensumfeld, die familiäre Situation, Größe und Ausstattung der Wohnung, die Arbeitsbedingungen und die Einbindung in das soziale Umfeld mit Möglichkeiten, Hilfe und Unterstützung bei Bedarf zu erfahren.

Auch die Qualität der umgebenden gesellschaftlichen Intuitionen fließt in die Bewertung der objektiven Lebensqualität ein. Gemeint sind in diesem Fall Schulen und andere Bildungseinrichtungen, Orte der medizinischen Versorgung sowie soziale Sicherungssysteme. Nicht zuletzt gehört auch die staatliche Grundordnung zu den Rahmenbedingungen. Es geht darum, ob sie mehr oder weniger Freiheitsrechte, Rechtssicherheit und Beteiligungsmöglichkeiten für den einzelnen Bürger bietet.

Subjektive Komponenten

Die subjektive Komponente beschäftigt sich mit der Bewertung von Lebensumständen. Hier kommt zum Tragen, wie der einzelne sich innerhalb seiner äußeren Umstände fühlt. Ein hohes Niveau von Lebensqualität kann demnach nur erreicht werden, wenn gesellschaftliche Institutionen einen hohen Standard aufweisen und die Menschen ein positives subjektives Lebensgefühl haben. Die guten und qualitativ hochwertigen äußeren Umstände müssen aber nicht zwingend mit einem gesteigerten Wohlbefinden einhergehen.

Im Laufe der Zeit verändern sich die Ansprüche, die an die äußeren Bedingungen von Lebensqualität gestellt werden. Produktion von Lebensqualität ist einem stetigen Wandel unterworfen und somit eher ein dynamischer Prozess, an dem sowohl Institutionen als auch Individuen beteiligt sind. Die Aufgabe des Staates und anderer gesellschaftlicher Instanzen kann so definiert werden, dass sie äußere Bedingungen herstellen, die es jedem Bürger erlauben, ein gutes, zufriedenes und selbstbestimmtes Leben zu führen.

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