Hobbys sind etwas Wunderbares, sie lassen uns den Alltag vergessen, während wir uns einer Tätigkeit hingeben können, die wir liebend gerne machen und bei der wir Spaß haben. Am besten sind jene Hobbys, bei denen wir nicht nur entspannen können, sondern bei denen wir sogar etwas Kreatives schaffen können. Etwas, in dem unser Herzblut steckt – etwas, an dem wir uns selbst erfreuen können oder das wir einem unserer Liebsten schenken können.
Zu solchen Hobbys zählen Handarbeiten, wie zum Beispiel das Filzen. Wer kennt sie nicht, die altbekannten Filzpantoffeln? Aus Filz kann aber viel mehr gebastelt, dekoriert und bespannt werden.
Filzen lernen: Geschichtlicher Exkurs
Die ersten Filzfunde gehen bis in den letzten Teil der Steinzeit zurück, der Jungsteinzeit. Das Material wurde aber wahrscheinlich noch früher verwendet, denn es punktet mit guter Kompostierbarkeit. In China fand man um 1800 v. Chr. hergestellte Filzmützen, um das 5. Jahrhundert v. Chr. herum fand man sogar welche, die mit Applikationen dekoriert werden. Mongolen und Tibeter fertigten daraus nicht nur Kleidung an, sondern stellten auch ihre Zelte daraus her.
Was ist Filz überhaupt?
Filz zählt zu den nicht gewobenen Textilien, es wird mittels mechanischer, thermischer oder chemischer Verarbeitung aus Fasern zu einem Stoff geformt – der Filzwolle. Genau genommen ist Filz also kein Material, sondern eine Art Textilien zu einem dichten Material zu verarbeiten. Als Ausgangsmaterial kann für Filz eine einzige Art von Fasern benutzt werden, aber auch eine Mischung aus synthetischen (z.B. Polyester) oder natürlichen (z.B. Wolle) Fasern. Filz, aus dem Kleidungsstücke gewonnen werden, besteht meist aus Schafwolle. Filzstoff ist gleichzeitig fest und elastisch, zudem noch temperaturausgleichend, Wärme dämmend, schmutz- und wasserabweisend – also das perfekte Material für wärmende und kühlende Schuhe und Klamotten.
Wie wird Filz hergestellt?
Walkfilz: Hier werden die Spinnfasern der Schafwolle mit Öl geschichtet, bis ein gewünschtes Gewicht erreicht ist. Anschließend wird die Masse mit Luftdruck aufgelockert und mit einer Nadelwalze wird das dünne Vlies gewonnen. Dieses wird nassgefilzt, daher auch der Name Nassfilzen (mit nassen Tüchern zwischen Druckplatten gerieben) und mit Seifenlauge gepresst und geklopft, bis er dicht ist – das Volumen beträgt am Ende nur mehr die Hälfte als am Anfang, weil die Fasern quasi ineinander geschrumpft sind. Nadelfilz: Die Prozedur beim Nadelfilzen oder Trockenfilzen ist anfangs die selbe wie beim Walkfilz. Das gewonnene Vlies wird allerdings vernadelt, d.h. bei hoher Geschwindigkeit von Nadeln mit Widerhaken durchstoßen. So kann man Dichte und Höhe des Ausgangsmaterials genau festlegen.
Die Kunst des Nassfilzens
Das Filzen wird immer beliebter. Kein Wunder, man benötigt dafür nicht viel Material und auch der Zeitaufwand hält sich in Grenzen. Auch für Anfänger ist Filzen ideal. Das Ergebnis sind wunderschöne, kleine Kunstwerke – Haussschuhe, Taschen, Schals, Haargummis und vieles mehr. Als Filztechnik eignet sich das Walkfilzen sehr gut. Benötigt werden Filzwolle in der erwünschten Farbe, ein Topf mit warmem Wasser, Kernseife (am besten schon geraspelt) und eine wasserfeste Unterlage (z.B. ein Backblech, dass das überschüssige Wasser auffängt). Auf Letzterer wird nun die Wolle in Lagen ausgebreitet, dies kann in Linien oder in bestimmten Winkeln sein, je nachdem welches Muster man haben möchte. Man sollte beachten, dass die Wollschichten weder zu dünn noch zu dick ist.
Die geraspelte Seife kommt jetzt ins heiße Wasser, wo sie sich komplett auflösen muss. Je heißer das Wasser, desto schneller verfilzt die Wolle. Verbrühen sollte man sich aber trotzdem nicht. Der nächste Schritt ist es mit der Seifenlauge die Filzwolleschichten vorsichtig anzufeuchten – nicht einfach so drüber gießen – super funktioniert auch sanftes Einmassieren mit seifigen Händen. Das Wasser in die Wolle einarbeiten, bis diese zu einer festen Fläche geworden ist und die Schafwolle zu verfilzen beginnt. Das Ergebnis sollte eine feste Wollplatte sein, die nur mehr darauf wartet in die gewünschte Form geschnitten zu werden.
Für ein Filzbällchen zum Beispiel ist es ratsam direkt in der Hand zu arbeiten und den Knäuel mit Seifenwasser zu formen. Zu guter Letzt die Wolle in einem Wasserbad mit einem Schuss Essig auswaschen, um den Säure-Basen-Haushalt der Fasern wiederherzustellen.
Wissenswertes und Hilfreiches
Die Seife muss die Filzhärchen optimal verfilzen und darf nicht an den Händen kleben bleiben. Flüssigseife oder Geschirrspülmittel eignen sich gar nicht, der Griff zu einer hautschonenden Seife wie Schafmilchseife, Olivenseife oder einer anderen Seife ohne chemischer Zusatzstoffe ist zu empfehlen. Auch die richtige Wolle spielt eine Rolle. Qualitativ hochwertige Schafwolle findet man in traditionellen Schäferbetrieben, hier wird diese noch von Hand gewaschen und gefärbt. Besonders Bergschafwolle eignet sich gut für Filzanfänger, denn sie filzt sehr schnell und ist angenehm auf der Haut. Je nach Wolltyp unterscheidet sich die Länge und die Feinheit der Fasern.
Trockenfilzen lernen mit der Nadel
Für das Nadelfilzen benötigt man die speziellen Filznadeln mit den kleinen Widerhaken, durch die die Fasern der Wolle ineinander gedrückt werden. Als Unterlage eignet sich Schaum- oder Schwammstoff sehr gut, bei hartem Untergrund wird die Nadel fast sicher abbrechen. Was noch sehr hilfreich ist, ist ein Holzgriff für die Nadel, so kann man sogar mehrere Nadeln einspannen und die Verletzungsgefahr ist auch geringer. Bei jedem Stich mit der Nadel sollte man beachten, die Nadel wieder komplett raus zu nehmen. Durch die Nadelstiche werden nun die verschiedenen Schichten Vlies miteinander verbunden.
Die Kombi machts!
Für all jene, die sich nicht zwischen Nass- und Trockenfilzen entscheiden können, ist die Lösung natürlich eine Kombination aus beidem. Wenn durch das Nassfilzen nun zum Beispiel eine kleine Dekokugel kreiert wurde, kann diese perfekt mit der Nadel verziert werden.