Meran gehört zu den beliebtesten Reisezielen in der Urlaubsregion Südtirol. Die große Vielfalt, die Südtirol mit seinen zahlreichen kleinen Regionen zu bieten hat, fasziniert immer wieder mit neuen Facetten. Auch Elisabeth, die junge Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, die bis heute liebevoll Sisi genannt wird, wusste die Schönheiten Südtirols damals zu schätzen und erkor Meran zu einem ihrer bevorzugten Kurorte. In der malerischen Stadt ist es heute noch möglich, auf den Spuren der Kaiserin zu wandeln.
Die Kaiserin kommt nach Meran
Es war im Oktober 1870, als sich ein kleiner Ort in Südtirol auf ein großes Ereignis vorbereitete. Die Kaiserin Elisabeth von Österreich, von ihren Untertanen liebevoll Sisi genannt, hat ihren Besuch angekündigt. Rund 6.000 Schaulustig stehen Spalier und bereiten dem hoheitlichen Gast einen rauschenden Empfang. Wirklich vorbereitet ist man auf den hohen Besuch nicht, den Meran ist ein eher verschlafenes Dörfchen inmitten der malerischen Landschaft Südtirols.
Schloss Trauttmansdorff, die Residenz der kaiserlichen Familie war zuvor in kleinen Teilen eigens für den hohen Besuch renoviert worden, sodass Sisi bei ihrem ersten Besuch in Meran in prunkvoll eingerichtete Gemächer mit kunstvollen Holzdecken und Fresken einziehen konnte. Ein echtes Luxuselement in dieser Zeit waren die kostbaren Kachelöfen, mit denen die Gemächer der Kaiserin behaglich beheizt werden konnten. Das war eine wichtige Voraussetzung für die Monarchin in schwacher gesundheitlicher Verfassung und ihre mitreisende Tochter, die mit ihren zwei Jahren ebenfalls kränkelte.
Was das Herz der Monarchin auf Anhieb erobert haben mag, war aber wahrscheinlich nicht das renovierte Interieur von Schloss Trauttmandorff, sondern die atemberaubende Aussicht, die die großen Fenster der Residenz über das Etschtal bieten, zu dessen landschaftlicher Schönheit sie gleich eine tiefe Zuneigung gefasst haben soll. Acht Monate blieb Sisi bei ihrem ersten Besuch in Meran und erkundete die Schönheiten der Region auf ausgedehnten Spaziergängen in der Natur.
Die rasche Genesung der kleinen Marie Valerie brachte der kleinen Stadt den Ruf eines berühmten Luftkurortes ein und führte dazu, dass die Kaiserin 1889 noch einmal für einen langen Kuraufenthalt zurückkehrte, um sich vom Tod ihres Sohnes Rudolf zu erholen. Diesmal fiel der Aufenthalt weitaus kürzer aus, doch Meran ist seither als Luxuskurort bekannt und zu einem beliebten Reiseziel geworden. Heute können Besucher der kleinen Kurstadt möglicherweise noch komfortabler logieren als einst die Kaiserin. Meran hat durch die zahlreichen Besuche von Elisabeth an Bekanntheit gewonnen. Das spiegelt sich auch im touristischen Angebot wider, das dieser Teil Südtirols heute zu bieten hat.
Besucher können im 5 Sterne Hotel ganz in der Nähe von Meran entspannen, genießen und sich auf den Spuren der Kaiserin bewegen, die das besondere Flair der Region sehr zu schätzen wusste. Die Bewohner der Region haben Sisi und ihre Aufenthalte „ferne und ungestört vom Geräusch der Welt” als liebevolle Erinnerung bewahrt und der einstigen Kaiserin von Österreich zahlreiche Gedenkstätten gewidmet. Diese können Besucher auch heute noch erkunden und vor der malerischen Kulisse einer der schönsten Regionen Südtirols auf den Spuren Elisabeths wandeln.
Ein Besuch auf Schloss Trauttmandorff
Schloss Trauttmandorff war es, das die Kaiserin von Österreich einst zu ihrer Rieseresidenz auserkor und den alten und schon etwas abgebröckelten Mauern neues Leben einhauchte. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten erstrahlte das Schloss in neuem Glanz und ist auch heute noch ein wahrer Besuchermagnet. Inzwischen beherbergen die historischen Mauern das Touriseum, das Südtiroler Landesmuseum für Tourismus. 250 Jahre Landesgeschichte erwarten Besucher hier in lebendig und aufwendig gestalteten Räumen, die kreativ und teilweise mithilfe modernster Technik zu einer Zeitreise einladen. Selbstverständlich begegnet auch die Kaiserin hier immer wieder.
Ein ganz besonderes Ausflugsziel sind die Gärten von Schloss Trauttmandorff. Sie erinnern an die glücklichen Stunden, die Sisi in Meran verbracht hat und laden zum Lustwandeln auf den Spuren der Monarchin ein. Die Anlage umfasst 12 Hektar Fläche und ist in der form eines natürlichen Amphitheaters angelegt. Die Gartenbereiche sind über Höhenunterschiede von insgesamt 100 Metern angelegt und bieten traumhafte Ausblicke auf die kunstvoll angelegte Flora. Wer sich in die höheren Regionen der Anlage wagt, wird außerdem mit einem beeindruckenden Panorama der pittoresken Kurstadt Meran und der umliegenden Berglandschaft belohnt.
Die Gärten von Schloss Trauttmandorff präsentieren sich als Reise durch die exotische Pflanzenpracht der ganzen Welt. Mehr als 80 verschiedene Gartenlandschaften mit ihren landestypischen Pflanzen können hier bewundert werden. Verschiedenen Themenstationen laden zum interaktiven Erleben und Entdecken ein. Eine stimmungsvolle Auszeit bilden die liebevoll gestalteten Künstlerpavillons, die überall in der Anlage verteilt sind. Im Jahre 1908 wurde außerdem zu Ehren des Kaiserpaares eine drei Meter lange weiße Marmorbank gestaltet, die heute die neu angelegte Terrasse von Schloss Trauttmandorff schmückt. Wer hier Platz nimmt, erhält einen atemberaubenden Ausblick über die gesamte Gartenanlage und darf sich für einen Moment fühlen wie Kaiserin Sisi.
Der Sisi-Weg: Meran an der Seite der Kaiserin erleben
Wer bei seinem Besuch in Meran auf den Spuren von Kaiserin Elisabeth wandeln möchte, sollte sich den Sisi-Weg nicht entgehen lassen. Über elf Stationen führt diese Route von den Gärten um Schloss Trauttmandorff bis ins Herz von Meran selbst. Auf dem Weg sind zahlreiche Erinnerungen an den Besuch der Kaiserin zu entdecken.
Kurhaus und Kurpromenade
Gleich die erste Etappe führt über die Kurpromenade und vorbei am berühmten Kurhaus. Bereits 1850 wurde die Kurpromenade eröffnet und ist seitdem das kulturelle Zentrum des Kurortes. Zu Ehren der älteren Tochter Elisabeths trug sie bis ins Jahr 1918 sogar noch den Namen „Gisela-Promenade“. Während ihrer Aufenthalte soll Sisi sich gemeinsam mit ihren beiden Töchtern täglich in den Kuranlagen aufgehalten haben.
1874 wurde das prunkvolle Kurhaus in Meran errichtet. Es handelt sich um eine prächtige Jugendstilvilla im neoklassizistischen Stil. Das Gebäude avancierte bald zum absoluten Publikumsmagneten und war vor allem für den Adel und die gut betuchte Gesellschaft dieser Zeit ein Anlaufpunkt. Aufgrund des großes Interesses wurde das Kurhaus 1914 nach Plänen des bekannten Wiener Architekten Friedrich Ohmann erweitert. Ihm war einst bereits die Planung der Wiener Hofburg anvertraut worden und nun durfte er sein Können noch einmal in der einstigen Reiseresidenz der Kaiserin unter Beweis stellen.
Elisabeth Park
Weiter führt der Weg zum Elisabeth Park. Im Jahr 1870 wurde die Parkanlage der jüngsten Tochter des Kaiserpaares, Marie Valerie, gewidmet und trug seither ihren Namen. Seit 1860 werden in der Anlage vor allen Linden, Zedern und Kiefern angepflanzt. Kunstvolle Wasserspiele und Pavillons ergänzen den malerischen Park. Inzwischen ist der Park in die beliebte Sommerpromenade Merans integriert und trägt wieder den Namen Elisabeth Park. Hier steht auch die berühmte Marmorstatue der Kaiserin Elisabeth, ein Werk des Künstlers Hermann Klotz, das 1903 enthüllt wurde.
Hotel Bavaria, Schloss Rottenheim und der Brunnenplatz
Entlang des Sisi-Weges befinden sich auch das berühmte Hotel Bavaria, in dem Sisis Lieblingsbruder Karl-Theodor residierte, sowie Schloss Rottenheim, das einst dem Schwager der Kaiserin, Erzherzog Karl Ludwig, Statthalter von Tirol und Bruder Kaiser Franz Josefs, gehörte und auf dem sie einen weiteren Besuch in Meran verbrachte. Das Schloss befindet sich heute in Privatbesitz. Urlauber können die gut erhaltene Anlage aber von außen ausgiebig in Augenschein nehmen.
Auch der heutige Brunnenplatz erinnert an die kaiserliche Familie. Ende des 19. Jahrhunderts trug er den Namen Erzherzog-Karl-Ludwig-Platz, zu Ehren des kaiserlichen Bruders. Hier wurde 1869 das erste richtige Hotel der Kurstadt errichtet. Eine Sensation für den Ort, in dem adelige Kurgäste bis dahin vorwiegend in den angesehenen Privatresidenzen im Villenviertel residieren konnten. Das „Erzherzog Rainer“ war ein Zeichen für den Wandel der Zeit und für die wachsende Bedeutung Merans als Kurort und als Reiseziel für ein breites Publikum.
Schloss Rubein und Schloss Pienzenau
Auch diese beiden adeligen Residenzen säumen den Elisabeth Weg. Schloss Rubein mit seinen malerischen Gärten wurde 1870 beim ersten Besuch der Kaiserin in Meran ausgewählt, um einen Teil des 102 Personen zählenden Hofstaates zu beherbergen. Auf Schloss Pienzenau fand der Fuhrpark des hohen Besuches, 27 Pferde nebst umfangreichem Wagenaufgebot, eine standesgemäße Unterbringung. Um die Kommunikation zwischen den Herbergen zu erleichtern, wurde eigens für den Aufenthalt des kaiserlichen Hofstaates eine Telegrafenverbindung zwischen Rubein, Pienzenau und natürlich Trauttmandorff eingerichtet.
Wer dem Spuren von Kaiserin Elisabeth durch Meran gefolgt ist, weiß, warum die Monarchin seinerzeit so glückliche Stunden hier verbracht hat. Zwar war der zweite längere Besuch Sisis von der Trauer um ihren geliebten Sohn überschattet, der Kurort Meran blieb trotzdem ein Ort der Zuflucht und der Ruhe für sie. Bis heute hat sich dieser besonders schöne Teil Südtirols seinen Charme bewahrt und bleibt eines der beliebtesten Reiseziele der Region.