Die Sterilisation der Frau durch die sogenannte Tubenligatur gilt als eine der sichersten und schonendsten Methoden der Empfängnisverhütung. Doch hat dieser Eingriff auch ein paar Nebenwirkungen.
Nebenwirkung des Eingriffs: Gewichtszunahme durch die Sterilisation?
Der Eingriff selbst verläuft zwar weitgehend unproblematisch, dennoch haben viele Frauen Angst vor Komplikationen und Nebenwirkungen. In der Praxis wird dabei die Befürchtung einer dramatischen Gewichtszunahme am häufigsten genannt. Was ist aber wirklich dran? Welche Auswirkungen die Sterilisation auf Stoffwechsel und Figur hat, zeigen wir in diesem Artikel.
Sterilisation als sichere Methode der Empfängnisverhütung
Bei der Tubenligatur wird durch eine Manipulation der Eileiter die Befruchtung der Eizelle verhindert. Die Operation erfolgt zumeist mittels minimalinvasiver Chirurgie (Laparoskopie), wobei die Eileiter auf einer Länge von etwa 3 cm elektrisch verödet oder mit einem Clip verschlossen werden. Dadurch soll künftig die Befruchtung der Eizelle verhindert werden.
Dieser chirurgische Eingriff dauert etwa 30 Minuten und wird zumeist in Vollnarkose durchgeführt. Das geringe Risiko und die hohe Verlässlichkeit – nur eine von 200 Frauen wird in den Jahren nach dem Eingriff schwanger – sind Argumente für diese chemiefreie Methode der Empfängnisverhütung.
Wie jede Operation birgt aber auch die Tubenligatur gewisse Risiken. Diese hängen von zahlreichen Faktoren (Alter, Gesundheitszustand, Vor- und Begleiterkrankungen,…) ab und werden von der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt vor dem Eingriff im Detail abgeklärt. Operationsrisiken und Komplikationen wie Infektionen, Nachblutungen, Schmerzen oder Thrombosen treten eher selten auf, das Gesamtrisiko bei diesem Eingriff wird auf etwa ein bis zwei Prozent geschätzt.
Kommt es zu Gewichtszunahme nach der Sterilisation?
Gelegentlich werden individuelle Erfahrungen geäußert, die eine Gewichtszunahme mit einer erfolgten Tubenligatur in Verbindung bringen. Aus medizinischer Sicht gibt es allerdings nur wenige Anhaltspunkte, die einen Zusammenhang zwischen einer solchen Gewichtszunahme und einer vorangegangenen Sterilisation nahelegen.
Bekannt ist, dass Hormone Auswirkungen auf Stoffwechsel, Appetit und Energiehaushalt haben und damit in weiterer Folge das Körpergewicht beeinflussen können. Da allerdings eine komplikationslos verlaufene Sterilisation keinerlei Auswirkungen auf den Hormonhaushalt der Patientin hat, gibt es vorerst keinen Grund anzunehmen, dass eine hormonelle Ursache für eine auffällige Gewichtsveränderung nach einer Sterilisation vorliegen könnte. Seriöse Aussagen für den Einzelfall können diesbezüglich allerdings nur nach eingehender Untersuchung und Analyse getroffen werden.
Auswirkungen auf den Hormonhaushalt
Auch die körperlichen Auswirkungen der Sterilisation halten sich in Grenzen: die Eierstöcke produzieren weiterhin Hormone und Eizellen, dadurch bleibt der Hormonhaushalt und das Lustempfinden der Frau unverändert. Diesbezügliche Nebenwirkungen oder unerwünschte Wirkungen treten nur äußerst selten auf.
Psychische Folgen
Während die Tubenligatur für Chirurgen einen Routineeingriff darstellt, wird die Zeit nach der Operation von vielen Frauen als insbesondere psychisch belastend beschrieben. Immerhin handelt es sich um eine irreversible Entscheidung, welche einen späteren Sinneswandel unmöglich macht, da sich eine Sterilisation kaum rückgängig machen lässt. Gerade diese nicht zu unterschätzenden psychischen Komponenten – Stichwort verdeckter Kinderwunsch – werden vereinzelt mit einer Gewichtszunahme nach erfolgter Sterilisation in Verbindung gebracht.
Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang liegt in der Befürchtung ästhetischer Veränderungen durch den Eingriff. Denn nach wie vor hält sich hartnäckig das Gerücht, dass eine Sterilisation zwangsläufig zu einer massiven Gewichtszunahme führen muss. Hier spielt sicherlich eine Rolle, dass beim Begriff der Sterilisation häufig nicht zwischen einer Entfernung der Eierstöcke und der Tubenligatur unterschieden wird. Erstere hat massiven Einfluss auf den Hormonhaushalt, was zu Gewichtsveränderungen führen kann.
Sterilisation und Gewichtszunahme: Was sagt die Wissenschaft?
Dass ein Zusammenhang zwischen der Tubenligatur und signifikanten Gewichtszunahmen betroffener Frauen besteht, kann aus der vorliegenden wissenschaftlichen Literatur nicht abgeleitet werden. Eine im „Journal of Minimally Invasive Gynecology“ veröffentlichte Studie, die den Zusammenhang zwischen Tubenligatur und Gewichtszunahme untersuchte, stellte keine bedeutenden Veränderungen im Vergleich zu Frauen, die andere Methoden der Empfängnisverhütung anwendeten, fest.
Zum gleichen Ergebnis kam eine Untersuchung im „American Journal of Obstetrics and Gynecology“. Auch diese Untersuchung stellte keine signifikante Änderung des BMI (Body-Mass-Index) bei den untersuchten Frauen fest.
Gewichtszunahme ist vielmehr auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, die von Ernährungsgewohnheiten über Lebensstil und genetische Veranlagung bis hin zu hormonellen Schwankungen unterschiedlichster Ursachen reichen können. Diese stehen nicht zwangsläufig mit einer Sterilisation in Verbindung, selbst wenn die Gewichtszunahme in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu einem solchen Eingriff auftritt.
Fazit
Allen Vorurteilen zum Trotz konnte bislang ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Sterilisation (Tubenligatur) und folgender Gewichtszunahme nicht nachgewiesen werden. In wissenschaftlichen Untersuchungen wurden dafür keinerlei Anhaltspunkte gefunden. Dies ist auch insofern plausibel, als die Operation keinen Eingriff in den Hormonhaushalt der Frau darstellt.
Während es grundsätzlich immer problematisch ist, eine eindeutige Korrelation zwischen Ursache und Wirkung von Gewichtsveränderungen nachzuweisen, sollte im Zusammenhang mit einer Sterilisation aber insbesondere die psychische Komponente nicht außer Acht gelassen werden – hier könnte unter Umstanden der Schlüssel zur Erklärung von unerwarteter Gewichtszunahme nach erfolgter Operation zu finden sein. Wie bei jedem medizinischen Eingriff sollten auch bei einer möglichen Sterilisation alle Aspekte zuerst mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt umfassend erörtert werden.