23. November 2024

Niesen in der Schwangerschaft: Ist das Baby in Gefahr?

Niesen ist ein kraftvoller Akt, bei dem viele Muskeln und unter anderem auch der Beckenboden in Aktion versetzt werden. So manch eine schwangere Frau fragt sich natürlich, ob Niesen dem Baby schadet oder ob Niesen frühzeitige Wehen auslösen kann? Wir gehen der Frage ausführlich auf den Grund.

Niesen in der Schwangerschaft: Grundlegende Informationen

Niesen ist ein völlig normaler Reflex des Körpers. Meistens möchte er sich durch das Niesen von etwas befreien. Der Eindringling kann Staub, eine Fussel, ein Pollen oder sonst ein Mikrokörper sein. Im Falle von Schnupfen und anderen Infekten möchte der Körper Sekret-Anstauungen in Bewegung versetzen oder sich von Bakterien und Viren befreien. Eine Besonderheit unter den Niesreflexen ist das lichtsensible Niesen (photischer Niesreflex). Durch die Reizung der Augen geraten die Flimmerhärchen in der Nase in Bewegung und der Niesreflex wird ausgelöst.

Noch eine Besonderheit ist das hormonell bedingte Niesen. Das tritt zu Beginn des Geschlechtsverkehrs oder aber auch bei einer beginnenden Schwangerschaft aus. Ausgelöst wird es durch Geschlechtshormone.

Was passiert beim Niesen genau?

Der Niesreiz wird durch eine Kettenreaktion ausgelöst. Beteiligt sind:

  • der Gesichtsnerv (Trigeminusnerv)
  • die Sinnes-Nasenhaare (Vibrissae)
  • die Nasenschleimhaut
  • das Nieszentrum im Gehirn.

Gelangt ein Fremdkörper in die Nase oder werden die sensiblen Nasenhaare „gekitzelt“, gelangt das Signal über die Nasenschleimhaut und darin verlaufende Nervenzellen zum großen Gesichtsnerv (Trigeminus) und weiter ins Gehirn. Der eigentliche Niesreiz wird vom Rückenmark ausgelöst. Das Kommando an den Körper lauter in etwa:

  • kräftig Einatmen
  • Luft halten
  • Brustkorb zusammenziehen und
  • raus damit (niesen).

Während der ersten drei Phasen werden der Beckenboden, das Zwerchfell und viele weitere Muskeln im Unterleib extrem kontrahiert. Wird die Luft dann mit Geschwindigkeiten zwischen 180 und unglaublichen 900 km/h ruckartig ausgestoßen, kommt es zu einer großen Lösung.
Trotzdem spannen sich gleichzeitig weitere Muskelgruppen am Unterbauch an, um auch alle Luft aus den Röhren und der Lunge zu pumpen. Von diesen ruckartigen Bewegungen sind natürlich auch Uterus und Vagina betroffen.

Doch keine Sorge: Das Baby ist dadurch nicht in Gefahr.

frau hält arm vor das gesicht
Maridav/shutterstock.com

Niesen in der Schwangerschaft ist wie Trampolinspringen für das Baby

Natürlich sind Wissenschaftler der Frage nach dem Niesen in der Schwangerschaft und einer eventuellen Gefahr für den Fötus schon mehrfach nachgegangen. Immer wieder konnte Entwarnung gegeben werden: Das Baby ist in seiner Fruchtblase und im weichen Uterus so gut und komfortabel eingebettet, dass es durch die Erschütterungen beim Niesen keinerlei Schäden nimmt. Was allerdings passiert ist, dass das Baby ordentlich durchgeschüttelt wird. Doch auch das ist nicht schlimm. Es gleicht einer Einheit Trampolinspringen.

Forscher und Gynäkologen maßen die Bewegungen und Erschütterungen mittels direkten Ultraschall-Aufnahmen. Testpersonen waren schwangere Frauen mit einer Erkältung oder Frauen, bei denen der Niesreiz durch Licht ausgelöst wurde. Die Babys hopsten in der Fruchtblase etwas auf und ab. Bei größeren Ungeborenen konnten dabei keinerlei Zeichen für Unwohlsein oder Störungen beobachtet werden. Im Gegenteil, einigen der Babys schien es zu gefallen und alles in allem kann so eine kleine Hopserei sogar belebend wirken.

Bitte nicht: Niesen zurückhalten ist gefährlich!

Fast alle Leute haben schon einmal von der Geschichte gehört, dass das Zurückhalten von Niesern schlimmstenfalls einen Beckenbruch verursachen kann. Wie bereits erwähnt werden Luft und Sekrete bei einem zarten Nieser mit ca. 180 km/h herausbefördert. Frauen mit deftigeren Nieseigenschaften bringen es auf weit höhere Geschwindigkeiten. Der Rekord liegt bei 900 km/h und wurde von einem sehr muskulösen Mann aufgestellt. Man kann sich vorstellen, dass es eine massive Rückschlagkraft gibt, wenn diese Kraft unterdrückt wird.

Zu Beckenbrüchen kam es trotzdem nur in sehr wenigen Fällen. Theoretisch möglich ist das aber. Zudem staucht zurückgehaltenes Niesen die Muskulatur im Inneren extrem zusammen. Das kann zu schweren Krämpfen und Schmerzen führen. Schlimmstenfalls natürlich auch zu Brüchen oder Schäden in Sehnen und Bändern. Da vom Niesen selbst eine Gefahr ausgeht, sollten Schwangere also auf keinen Fall auf die Idee kommen Niesen zu unterdrücken oder ganz zurückzuhalten. Früher hat man das Niesen aus noblen Gründen unterdrückt. Doch Fachärzte und Experten raten heute dringend davon ab.

Schwangerschaftbedingtes Niesen

Der stetige Anstieg des Östrogenspiegels im Blut der werdenden Muttis sorgt für viele bekannte Symptome: Morgenübelkeit, höhere Blutzirkulation und irgendwann auch das Einsetzen der Milchproduktion. Durch den erhöhten Blutfluss kommt es häufig auch zu einer verstopften Nase. Der Körper reagiert dann mit einem kräftigen Niesreiz, um die Atemwege wieder freizubekommen. Grundsätzlich sind Frauen, die sowieso zu Allergien oder verstopfter Nase neigen häufiger davon betroffen, als andere. Derselbe Effekt ist übrigens auch für das Niesen während der sexuellen Begegnung verantwortlich: Der durch die Erregung erhöhte Blutfluss lässt die Nase verstopfen und der Körper setzt dann zum befreienden Niesen an.

Wenn die werdende Mama Schnupfen hat

Eine Erkältung muss dem Baby ebenso wenig schaden wie das Niesen selbst. Vorsicht ist allerdings bei bestimmten Mitteln zur Linderung von Erkältungsbeschwerden gegeben. Das gilt übrigens auch für Frauen, die von Allergien mit Niesreiz und Schnupfen betroffen sind. Schleimhautabschwellende Nasensprays wirken sich auf die Gefäßweite aus. Über das Blut gelangen sie unter Umständen bis zum ungeborenen Kind und können dort für Probleme sorgen.

schnupfen schwangerschaft
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Schleimhautabschwellende und Niesreizunterdrückende Nasensprays mit chemischen Wirkstoffen sind daher in der Schwangerschaft tabu. Erlaubt sind Nasensprays auf natürlicher Basis (Inhaltsstoffe lieber immer mit dem Apotheker oder der Ärztin absprechen) sowie Kochsalzlösungen und Nasenduschen mit Kräuteressenzen.

Niesen in der Schwangerschaft: Unser Fazit

Niesen ist ein ganz natürlicher Vorgang und in manchen Situationen wichtig und befreiend. Werdende Mamas können niesen und husten, so viel sie möchten und müssen. Das Baby ist dadurch nicht in Gefahr. Lediglich beim Zurückhalten von Niesern können so hohe Rückschlagkräfte aufgebaut werden, dass es zu Stauchungen und Krämpfen im Unterleib kommt. Dies kann sich in unguter Weise auf die Schwangere selbst und das Kind auswirken.
Schwangere Frauen sollten und dürfen daher immer mit ganzem Herzen und kraftvoll Niesen. Vorsicht ist bei Schnupfensprays mit chemischen Inhalten geboten. Die können sich nachteilig auf den Fötus auswirken und sollten in der Schwangerschaft durch natürliche Mittel ersetzt werden.

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