26. Dezember 2024

Süßer Geschmack im Mund: Ursachen, Symptome und Behandlung

Wenn wir etwas Süßes gegessen haben, ist auch im Nachhinein ein süßlicher Geschmack im Mund nicht weiter verwunderlich. Tritt der süße Geschmack öfter oder sogar dauerhaft auf, ohne das süßliche Lebensmittel oder stark zuckerhaltige Süßigkeiten verzehrt wurden, können ernste organische Ursachen verantwortlich sein. Diese müssen erkannt und behandelt werden. Nur mit Bekämpfung der Ursache lässt sich die daraus resultierende Symptomatik beheben. Deshalb schauen wir mit diesem Artikel hinter die Fassade dieses Problems.

Süßer Geschmack im Mund: Die möglichen Ursachen

Wie gut die Verwertung von Insulin im Körper erfolgt, wird von Diabetes beeinflusst und direkt bei einer Blutzuckerkontrolle angezeigt. Häufig handelt es sich um einen unkontrollierten Diabetes, der von weiteren Symptomen begleitet werden kann. Nicht selten führt er zu einem süßlichen Geschmack im Mund.  Handelt es sich um Prädiabetes (Diabetes im frühen Stadium) als Auslöser, besteht ein erhöhter Nüchternblutzucker (IFG) oder eine gestörte Glukosetoleranz (IGT). Beide führen dazu, dass das Geschmacksempfinden gestört ist und die Betroffenen temporär oder konstant in süßlichen Geschmack im Mund bemerken. Bei einer Glukoseintoleranz als Ursache für einen süßen Geschmack im Mund wird bei der Verabreichung von Glukose ein bestimmter Grenzwert im Körper überschritten.

Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin oder Sucralose können die Gefahr einer Grenzwertüberschreitung erhöhen. Auch hier kann über die oralen Geschmacksnerven ständig etwas vermeintlich Süßes wahrgenommen, geschmeckt werden. Liegt als Ursache eine diabetische Ketoazidose basierend auf einer zu hohen Konzentration von Ketonkörpern im Blut vor, handelt es sich um eine schwerwiegende Komplikation aufgrund von absolutem Insulinmangel vor. Der Körper ist nicht mehr in der Lage, Zucker als Brennstoff (Energie) zu verwerten und greift alternativ auf das Fett zurück. Es kommt dann zu einer Ansammlung von Säuren, den Ketonen, im Körper. Diese Ketone können für den süßlichen oder sogar süßen Geschmack im Körper verantwortlich sein.

Zu den Begleitsymptomen bei Diabetes als Ursache können gehören:

  • eine herabgesetzte Fähigkeit, in Lebensmitteln die Süße herauszuschmecken
  • ein stark erhöhter Durst
  • eine verschwommene Sicht
  • ein erhöhter Urindrang
  • eine stark erhöhte Müdigkeit

Weitere Ursachen: Infektionen, Ernährung & Co.

Auch bakterielle Infektionen können einen süßlichen Geschmack im Mund verursachen. Infektionen der Atemwege können zum Beispiel dazu führen, dass das Gehirn nicht richtig auf die Wahrnehmung der Geschmackssinne reagiert. Eine einfache Erkältung oder eine Nasennebenhöhlenentzündung können dafür verantwortlich sein, dass ein erhöhter Glukosewert im Speichel vorliegt und den süßlichen Geschmack auslöst. Wer eine kohlenhydratarme Diät, die sogenannte Low Carb Diät durchführt, riskiert, dass der Körper seine Energie aus der Fettverbrennung gewinnt. Dies führt automatisch zu einem süßlichen Geschmack im Mund. Es ist somit auch hier von einer für den Körper schädlichen Ketose die Rede.

süßlicher geschmack
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Es ist deshalb ratsam, diese Diät mit einem Arzt oder Ernährungsberater durchzuführen. Nicht zu vergessen sind die neurologischen Ursachen. Liegt eine Nervenschädigung vor oder kommt es zu neurologischen Anfällen bzw. einem Schlaganfall besteht die Gefahr einer sensorischen Dysfunktion. Diese kann den Geschmacks- und Geruchssinn beeinflussen. Weiterhin ist bekannt, dass die gastroösophagale Refluxkrankheit (GERD) für den süßlichen Geschmack im Mund verantwortlich sein kann. Bei dieser Erkrankung des Gastrointestinaltrakts kann ein metallischer Geschmack hinzukommen. Die Ursache liegt bei den Verdauungssäften (Magensäure), die in die Speiseröhre und dann in den Mund aufsteigen. Vereinzelt wird auch über Schmerzen in der Brust berichtet.

Gleichfalls kann es sich um eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) handeln. Dann erfolgt die Insulinproduktion unter Umständen nur noch eingeschränkt oder kommt sogar zum Erliegen. In Folge dessen wird die Glukose nicht mehr gespalten und der Blutzuckerspiegel steigt an und stellt die Ursache für den süßen Geschmack im Mund. Dieser Geschmack kann sich mit einem sauren Geschmack mischen. Andererseits kann es sich um eine Störung des Verdauungstraktes handeln.

Schwangerschaft, Menopause und Medikamente als Ursache für süßen Geschmack im Mund

Bekannt ist auch, dass Pseudomonas aeruginosa (Stäbchenbakterium) als bakterieller Erreger zu nasokomialen Infektionen (Erkrankungen der Nase) führt und damit das Geschmacksempfinden herabsetzen kann. Außerdem kann die Arbeit der wichtigen Rezeptoren gestört werden. Möglich sind in Folge der bakteriellen Infektion und negativen Beeinflussung der Geschmacksknospen Stauungen, Brustschmerzen und Atembeschwerden. Liegt eine Intoxikation (Vergiftung) mit Chemikalien wie beispielsweise Pestiziden oder Phosgen vor, wird häufig auch dieser süßliche Geschmack im Mund beobachtet. Auch eine Schwangerschaft kann zu einem süßen Geschmack im Mund führen, der unter Umständen von einem metallischen Geschmack begleitet wird.

Die Ursache findet sich in einem veränderten Hormonspiegel und dem Verdauungssystem der schwangeren Frau. Eine Kombination mit GERD sollte unbedingt von einem Facharzt abgeklärt werden. Während einer Schwangerschaft können sich zudem viele Pathologien entwickeln. Dazu gehört auch ein Schwangerschaftsdiabetes, der sich, basierend auf folgenden Ursachen, bemerkbar machen kann:

  • die Frau gehört zu den Spätgebärenden
  • die Schwangere ist übergewichtig
  • eine chronische Erkrankung des Verdauungstraktes
  • der Fötus ist sehr groß
  • bei früheren Schwangerschaften bestanden Entwicklungsdefekte
  • es besteht eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) oder ein Polyhydramnion (Fruchtwassersucht)

Organische Ursachen als Auslöser können sich chronifizieren und zu weiteren Symptomen führen.  Wurde die Menopause als Ursache festgestellt, kann eventuell eine Hormontherapie oder eine Hormonersatztherapie helfen, um den süßen Geschmack im Mund zu beseitigen. Orale Probleme und das Klimakterium stehen wahrscheinlich häufiger im Zusammenhang, als bekannt ist. Dabei besitzen die Wangenschleimhaut und die oberste Zellschicht der Scheidenschleimhaut eine große Ähnlichkeit. In beiden wurden Sexualhormonrezeptoren nachgewiesen. In der gynäkologischen Endokrinologie ist das bekannt. Medikamente wie Chemotherapeutika gehören ebenfalls zu den Ursachen für den süßlichen Geschmack im Mund.

Stoffwechsel, Zähne & Co. als Auslöser

Wird mit dem Rauchen aufgehört, kann sich für einen gewissen Zeitraum der süßliche Geschmack im Mund einstellen. Verantwortlich ist dann der „Rauchstopp“.  Es besteht über die hier beschriebenen Ursachen hinaus auch die Möglichkeit, dass Leberpathologien für dieses Geschmacksphänomen verantwortlich sind. Um diese Möglichkeit abzuklären, ist eine fachärztliche Untersuchung unerlässlich. Eine Erkrankung des Trigeminusnervs (fünfter Hirnnerv) in Form einer Trigeminusneuralgie, ist als Ursache für den süßlichen Geschmack im Mund bekannt. Dies gilt auch für eine Erkrankung des Gesichtsnervs sowie für negativen Stress und eine nervliche Überanstrengung.

empfinden einer zunge
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Wer an Lungenkrebs erkrankt ist und dieses Symptom feststellt, sollte mit seinem Arzt Rücksprache halten. Es kann sein, dass durch Tumore in den Atemwegen oder in der Lunge der Hormonspiegel erhöht wird und es dadurch zu einer Beeinflussung des Geschmackssinns kommt. Auch eine Stoffwechselstörung, hervorgerufen durch Mangelernährung, die auf einer Überernährung beruht, ist nicht selten die Ursache. Bei einer Störung des Stoffwechsels ist eine endokrinologische Untersuchung anzuraten. Nicht zuletzt können auch Erkrankungen der Zähne, des Zahnhalteapparates sowie der Kieferknochen die Ursache darstellen.

Liegt ein bitter-süßer Geschmack im Mund vor, handelt es sich fast häufig um eine pathologische Ursache im Bereich der inneren Organe. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang der Darm, die Bauchspeicheldrüse, der Magen, die Leber und die Gallenwege. Unter Medizinern ist die Rede von einer bilären Dyskinesie bzw. einer akuten oder chronischen Cholezystitis (Gallenblasenentzündung).

Welche Diagnosemöglichkeiten bieten sich bei süßem Geschmack im Mund an?

Wichtig ist zu wissen, dass sich die Ursachen unterschiedlich auswirken. Manche wirken sich auf die olfaktorische Wahrnehmung (das Riechen) und andere wiederum auf das respiratorische System (das gesamte Organsystem der Atmung) aus. Wieder andere Ursachen beeinflussen das neurologische System oder die Hormone. Am Anfang der ursächlichen Definition stehen die physische (körperliche) Untersuchung und diagnostische Tests sowie eine umfangreiche Anamnese (Krankengeschichte) inklusive der Medikamente, die eingenommen werden.

  • Zu den Tests gehören ein Bluttest auf virale oder bakterielle Infektionen, ein Hormonstatus und ein Blutzuckerspiegel.
  • Ein MRT oder CT als bildgebende Techniken geben Aufschluss über eventuell wachsende tumoröse Veränderungen.
  • Mit einem Scan des Gehirns können Nervenschäden und neurologische Reaktionen erkannt und getestet werden.
  • Um eventuell bestehende Verdauungsstörungen zu erkennen, ist die Endoskopie (Magen- und/oder Darmspiegelung) die zielführende Untersuchungsmethode.

Die vielfältigen Symptomatiken, die teilweise auch von der Ursache abhängig sind

Folgende Begleiterscheinungen können mit einer diabetischen Ketoazidose als Ursache für süßen Geschmack im Mund verbunden sein:

  • schnelles und häufiges Ermüden
  • Übelkeit mit oder ohne Erbrechen
  • Bauchkrämpfe

Folgende Symptome können bei einer Glukoseintoleranz und einem Prädiabetes auftreten:

  • ständiges Hungergefühl, wobei die einen zur Fettleibigkeit neigen und andere an Gewicht verlieren
  • häufiges Urinieren in größeren Mengen
  • nicht nachlassender Durst
  • Sehstörungen mit Schleiersehen
  • allgemeine Schwäche
  • Kribbeln in den unteren Gliedmaßen (gestörte Blutzirkulation)
geschmack im mund sehr süß
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Übelkeit zeigt sich eher bei nervösem Stress oder einer Erkrankung des Gastrointestinaltrakts. Drei bis vier Tage nach Abklingen des Stressfaktors sollte die Symptomatik abgeklungen sein. Wenn nicht, muss mit einem Gastroenterologen Rücksprache gehalten werden. Im Zusammenhang mit einer Schwangerschaftdiabetes sind folgende Symptome möglich:

  • ein funktionelles Problem mit dem Harnsystem mit eventueller Ödembildung
  • ein Ansteigen des Blutdrucks
  • eine Störung des zerebralen Blutflusses
  • eine entwickelte Spättoxikose (späte Stoffwechselentgleisung)

Welche Behandlungsmethoden können zielführend sein?

Das ist nicht pauschal zu sagen. Liegt eine diabetische Erkrankung vor, kann eine Insulintherapie in Verbindung mit mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung angesagt sein. Die Umstellung auf eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten ist häufig zielführend. Auf Halbfertigprodukte und Getränke mit Kohlensäure sollte möglichst ganz verzichtet werden. Das Verdauungssystem wird nicht so sehr belastet und der Blutzuckerspiegel wird herabgesetzt. Enthalten sollte die neue Ernährungsweise naturbelassene Gewürze, Salat und schonend gegartes Gemüse sowie Zitrusfrüchte. Eine mehrmals täglich durchgeführte Mundhygiene, vor allem auch nach dem Essen, mit Zähneputzen, Munddusche, Zahnseide und Gurgeln kann den süßen Geschmack im Moment zumindest temporär beseitigen.

Eine Soda-/Salzlösung hilft erfahrungsgemäß sehr gut. Das Gleiche gilt für eine Tinktur aus Kamille oder Salbei. Auch das Kauen von Kaffeebohnen, Zimtstangen oder Pfefferminzblättern hat sich bewährt. Handelt es sich um Prädiabetes (Diabetes im frühen Stadium), kann häufig mit einer einfachen Umstellung der Ernährung Abhilfe geschaffen werden. Mit dem täglichen Verzehr von Haferkleie kann die neue Ernährungsform, die auf zugesetzte Zucker, Fertig- und Halbfertigprodukte verzichtet, unterstützt werden. Zudem sollte der Blutdruck täglich kontrolliert werden. Er sollte nicht über 130/80 liegen.

Süßer Geschmack im Mund: Das Fazit

Wenn temporär oder konstant ein süßlicher Geschmack im Mund besteht, können vielfältige Ursachen vorliegen. Eine ärztliche Abklärung sollte deshalb immer erfolgen, wenn die Symptomatik nicht nach drei bis vier Tagen abgeklungen ist.

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