Ein kurzzeitiges Pfeifen, Piepen, Brummen oder Klopfen im Ohr hat vermutlich jeder schon einmal erlebt. Oft tritt ein solches kurzzeitiges Ohrgeräusch dann auf, wenn man aus einer zuvor lauten Umgebung wieder zur Ruhe kommt, also beispielsweise, wenn man nach einem Konzertbesuch wieder Zuhause eintrifft. In der Regel halten solche Geräusche nur wenige Sekunden und verschwinden dann wieder ganz von selbst.
Dies ist jedoch nicht immer der Fall, denn mittlerweile leiden Millionen Menschen in Deutschland unter einem chronischen Tinnitus. Unter einem Tinnitus versteht man ein derartiges Ohrgeräusch, welches von den Betroffenen dauerhaft wahrgenommen wird und deshalb auch zu einer großen psychischen Belastung werden kann.
Klopfen im Ohr: Subjektive und objektive Ohrgeräusche
Dabei gibt es sehr viele verschiedene Arten von Tinnitus. Zum einen unterscheidet man hierbei zwischen dem subjektiv und dem objektiv wahrnehmbaren Ohrgeräuschen. Subjektiv bedeutet, dass nur der oder die Betroffene selbst das Ohrgeräusch wahrnehmen kann. Dies ist der häufigere Fall bei Tinnituspatienten. Objektive Ohrgeräusche können nicht nur vom Patienten, sondern auch vom Arzt wahrgenommen und somit besser eingestuft und auch behandelt werden. Dies ist jedoch eher selten der Fall.
Verschiedene Arten von Ohrgeräuschen
Wie die Ausprägung der Ohrgeräusche ist, beziehungsweise, um welche Art von Geräuschen es sich handelt, ist ebenfalls bei jedem Patienten unterschiedlich. Die einen beschreiben es als Brummen oder Summen, die anderen als Piepen oder Klopfen. Eine besondere Art des Tinnitus ist hierbei der pulssynchrone Tinnitus. Hierbei nehmen die Patienten ein Klopfen im Ohr wahr, welches exakt dem Herzschlag entspricht. Oft kann diese Art des Ohrgeräuschs auch objektiv wahrgenommen werden, da es sich hierbei tatsächlich um den Puls, also um eine externe Schallquelle handelt.
Bei dieser Art von Ohrgeräusch liegt deshalb ein Fehler in der Hörverarbeitung vor, welchem die Ärzte auf den Grund gehen können. Bei nicht externen, sondern internen Schallquellen ist es weitaus schwerer, die Ursache herauszufinden.
Klopfen im Ohr: Welche möglichen Ursachen gibt es?
Für die verschiedenen Arten von Ohrgeräuschen, Klopfen im Ohr und Tinnitus gibt es vielfältige Ursachen. Oft sind die Ursachen nicht eindeutig feststellbar. Dies gilt vor allem für den nur subjektiv wahrnehmbaren Tinnitus. Die folgende Übersicht zeigt einige Ursachen auf, welche bei Ohrgeräuschen bei dem derzeitigen Forschungsstand infrage kommen.
Lärmüberlastung
Für den kurzzeitig anhaltenden Tinnitus in Form eines Piepens oder Pfeifens ist meisten eine Lärmüberlastung verantwortlich. Das Ohr gerät durch die Überbelastung aus dem Gleichgewicht und muss die Hörverarbeitung zunächst wieder anpassen und optimieren. In vielen Fällen verschwindet der Tinnitus, welcher durch eine Lärmüberlastung ausgelöst wurde nach kurzer Zeit. Sofern die Lärmüberlastung jedoch auch zu einer Hörminderung führen sollte, kann auch der Tinnitus bestehen bleiben.
Hörverlust
Eine plötzlich oder auch schleichend auftretende Hörminderung zählt zu den häufigsten Ursachen von Ohrgeräuschen. Sehr häufig betrifft der Tinnitus dann auch das schlechter werdende Ohr, sofern der Hörverlust einseitig ist. Wie genau dieser Prozess vonstattengeht, ist bislang noch nicht eindeutig erforscht. Auffällig ist jedoch, dass der Tinnitus oft auf derselben Frequenz liegt, wie auch der Hörverlust. Wenn der Betroffene beispielsweise sehr hohe Töne schlechter hört, so beschreibt er den vorliegenden Tinnitus oft als einen sehr hohen Ton.
Stress und psychische Belastungen
Auch psychischer Stress gilt als eine der häufigsten Ursachen von Tinnitus. Hierbei liegen bislang jedoch keine wissenschaftlichen Befunde vor, welche diese Annahme bestätigen. Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass Tinnitus-Patienten extrem häufig unter psychischen Beschwerden und seelischen Belastungen leiden, was einen Zusammenhang stark vermuten lässt. Das Auftreten eines Ohrgeräusches verstärkt die seelischen Probleme dann oft noch, woraus sich ein negativer Kreislauf entwickelt.
Organische Erkrankungen
Obwohl die Ursache von Ohrgeräuschen oft in subjektiven und psychischen Gegebenheiten liegt, gibt es auch organische Ursachen, welche der Arzt behandeln kann. Dies führt dann auch oft zu einer Linderung oder gar Heilung des Tinnitus.
Mittelohrentzündung
Wenn es im Ohr klopft und hämmert, kann auch eine Mittelohrentzündung die Ursache hierfür sein. Vor allem, wenn das Klopfen im Ohr von einem pochenden Schmerz begleitet wird, kann dies auf eine Mittelohrentzündung hinweisen. In diesem Fall sollte in jedem Fall der Arzt aufgesucht werden.
Bluthochdruck
Oft ist auch ein hoher Blutdruck Ursache des Ohrenklopfens. Erkrankungen der Gefäße wie zum Beispiel Arteriosklerose können den Blutdruck erhöhen, was sich durch klopfende oder pulsierende Ohrgeräusche äußern kann. Diese werden oft von weiteren Symptomen wie Schwindel oder Kopfschmerzen begleitet. Auch in diesem Fall sollte eine fundierte Diagnose und Behandlung durch einen Arzt erfolgen.
Belüftungsstörungen
Das Mittelohr und der Hals-Nasen-Raum sind durch eine eustachsiche Röhre miteinander verbunden, welche für die Belüftung des Innenohrs sowie den Druckausgleich sorgt. Die Funktion dieser Röhre kann gestört werden, zum Beispiel wenn sie durch eine Erkältung anschwillt. Im Mittelohr entsteht dadurch ein Unterdruck, welcher sich auf das Trommelfell auswirkt. Auch hierdurch können Klopfgeräusche im Ohr entstehen.
Wann zum Arzt gehen?
In der Regel sollte bei anhaltenden Ohrgeräuschen immer ein Arzt aufgesucht werden. Oft liegen dem Tinnitus zwar psychische Ursachen zugrunde, jedoch sollten organische Ursachen immer zunächst ausgeschlossen werden. Vor allem bei klopfenden oder pulsierenden Geräuschen im Ohr liegen häufig Erkrankungen der Gefäße zugrunde. Deshalb sollte in diesem Fall unmittelbar der Arzt aufgesucht werden. Sofern die organische Ursachen, wie beispielsweise Gefäßerkrankungen oder Bluthochdruck ausschließen kann, erfolgt der nächste Gang meistens zum HNO-Arzt.
Dieser stellt mithilfe eines Hörtests dann die Hörfähigkeit fest, denn häufig wird Tinnitus von einer Hörminderung begleitet. Hier können dann Hörgeräte nicht nur das Hörvermögen verbessern, sondern auch bezüglich der Ohrgeräusche Abhilfe schaffen.
Klopfen im Ohr: Welche Behandlungsoptionen und Therapien gibt es?
Die Behandlung von Ohrgeräuschen hängt maßgeblich von den zugrunde liegenden Ursachen ab, weshalb sich die Behandlungsmöglichkeiten und Therapien sehr unterscheiden.
Behandlung von organischen Ursachen wie Gefäßerkrankungen
Bei der Feststellung von organischen Ursachen erfolgt eine entsprechende Behandlung dieser Ursachen. Auch hierbei kann die Behandlung sehr unterschiedlich aussehen und von einer medikamentösen Behandlung bis hin zu einem operativen Eingriff reichen. Die betroffenen besprechen in diesem Fall mit ihrem Arzt, welche Behandlungsmöglichkeiten infrage kommen. Sobald die entsprechende Ursache geheilt worden ist, verschwindet in der Regel auch das Ohrgeräusch. Bei organischen Ursachen ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Tinnitus wieder verschwindet und nicht in eine chronische Form übergeht deshalb recht hoch.
Mit Hörgeräten die Hörleistung verstärken
Bei anderen Ursachen geht der Tinnitus oft in die chronische Form über. Nicht selten ist ein chronischer Tinnitus mit einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Hörminderung verbunden. Hörgeräte können hier Abhilfe schaffen, weshalb in diesem Fall unbedingt ein Hörgeräteakustiker aufgesucht werden sollten. Natürlich dienen Hörgeräte vor allem dazu, die Hörfähigkeit zu verbessern. Betroffenen erhalten dadurch eine höhere Lebensqualität und können weiter am sozialen Leben teilnehmen. Die Technik von modernen Hörgeräten ist heute schon sehr stark entwickelt und wird immer weiter optimiert, sodass Betroffene immer mehr davon profitieren.
Gleichzeitig hilft ein Hörgerät jedoch auch dabei, mit dem Tinnitus besser umgehen zu können. Da Patienten die Geräusche der Außenwelt wieder stärker wahrnehmen können, richtet sich die Aufmerksamkeit weniger auf das Ohrgeräusch. Somit tragen Hörgeräte nicht nur zu einem besseren Hörvermögen, sondern auch zur Linderung des Ohrgeräusches bei.
Mit einem Noiser/Masker vom Ohrgeräusch ablenken
Auch wenn keine Schwerhörigkeit vorliegt und organische Ursachen ausgeschlossen wurden, lohnt sich der Weg zum Akustiker. Wie bereits erwähnt, ist bei einem chronischen Tinnitus vor allem Ablenkung die richtige Alternative, um die Symptome zu lindern. Viele der Betroffenen können beispielsweise die Stille nicht ertragen und schalten deshalb Zuhause oder im Auto stets eine leise Musik an. Diese Musik gleicht dann sozusagen den Tinnitus aus und der Patient kann besser damit umgehen. Eine ähnliche Funktion hat ein sogenannter Noiser oder Masker, welcher ebenfalls beim Akustiker erhältlich ist. Dabei handelt es sich um ein Hörgerät, welches sozusagen ein Gegengeräusch zu dem wahrgenommen Tinnitus produziert und diesen somit ausgleicht.
Psychologische Hilfe in Anspruch nehmen
Da, wie weiter oben erläutert, den Ohrgeräuschen sehr oft psychische Belastungen zugrunde liegen, sollten Betroffene sich nicht scheuen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Oft leiden die Patienten vor dem Auftreten der Ohrgeräusche unter Stress und seelischen Belastungen. Das Auftreten der Ohrgeräusche belastet die Patienten zusätzlich, wodurch sich das Ohrgeräusch dann auch wieder verstärkt. Es ergibt sich damit ein sogenannter „Teufelskreis“, den es unbedingt zu durchbrechen gilt. Sofern es keine organischen Ursachen für die Entstehung eines Geräusches im Ohr gibt und der Tinnitus dennoch chronisch wird, so gibt es hierbei selten die Chance auf Heilung.
Dennoch ist ein Tinnitus keine gesundheitliche Gefahr, welche weitere Folgen oder Erkrankungen mit sich bringt. In diesem Fall ist es deshalb wichtig, dass Patienten lernen mit dem Ohrgeräusch zu leben und sich wieder auf andere Lebensinhalte fokussieren. Hierbei kann die Begleitung eines Psychologen oder auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe eine wertvolle Unterstützung bieten.